Fritz Bähler (1896–1964)

Geb. 26. Januar 1896, gest. 1964

Fritz Bähler gehörte mit anderen aus der Deutschschweiz oder Deutschland stammenden Architekten wie Emil Fahrenkamp, Carl Weidemeyer, Oswald Roelly, Max Schmuklerski und Otto Zollinger zu den Protagonisten der modernen Architektur in Ascona. «Ihnen vor allem war es zu danken, daß sich in Ascona eine Bauweise entwickelte und jahrelang hielt, die Althergebrachtes mit Modernem verband und den Ort vor später einsetzenden Verschandlungen bewahrte.» (Robert Landmann, 1930) Das in idyllischer Lage am Ufer des Lago Maggiore gelegene Dorf war seit 1900 immer mehr zu einem Anziehungspunkt und Rückzugsort für Lebensreformer, Künstler und Intellektuelle geworden.

Unter anderem dank eines launigen Porträts von Ernst Morach in Eduard Kellers Ascona. Bau-Buch (1934) und den Lebenserinnerungen seiner ersten Frau, Elisabeth Stämpfli, sind einige frühe Lebensstationen Fritz Bählers überliefert. Sein Vater war der reformierte Pfarrer und Kirchenhistoriker Eduard Bähler, der seit 1912 als ausserordentlicher Professor an der Universität Bern lehrte. Nach der Gymnasialzeit in Bern studierte Bähler von 1916 bis 1920 bei Karl Moser und Gustav Gull an der Architekturabteilung der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich. Es folgten Praktika in Darmstadt und Thun. Während des Studiums genoss der begabte Pianist Unterricht bei Ferruccio Busoni, der sich während des Ersten Weltkriegs in Zürich aufhielt. Danach reiste Bähler nach Paris, wo er im Atelier Le Corbusiers an der Rue des Sèvres gearbeitet haben soll. Seit 1928 war er in Solothurn in einer mit der Familie verbundenen Firma für Grabmäler tätig – offenbar ein familiärer Disziplinierungsversuch des in der Bohème verkehrenden jungen Architekten.

1930 liess sich Bähler in Ascona nieder, wo er vor allem auch im Neubaugebiet Saleggi im Maggia-Delta zahlreiche moderne Wohn- und Ferienhäuser realisierte. Die einfachen, weissen, mit überstehenden Flachdächern gedeckten kubischen Gebäude waren auf bemerkenswerte Weise der Topographie angepasst, die ökonomische Bauweise (Wände in Granit, Back- oder Zementstein, Ruberoiddächer) auf die Möglichkeiten einer weniger kaufkräftigen Kundschaft. Von diesem «Bählerdörfchen» (Morach) ist heute jedoch kaum mehr Originalsubstanz vorhanden.

Nach dem Zweiten Weltkrieg musste sich Bähler, den Eduard Keller zu den kompromisslosen Vertretern des Neuen Bauens in Ascona zählte, dem veränderten Kundengeschmack anpassen. In den 1940er Jahren finden sich bei seinen Bauten zunehmend regionalistische Elemente wie Natursteinmauerwerk oder flach geneigte Ziegeldächer. Zum Spätwerk gehört auch der Umbau des Wohn- und Atelierhauses von Hans Arp und dessen zweiter Frau Marguerite Arp-Hagenbach in Locarno (1959/60).

Bruno Maurer

Zitierweise: Bruno Maurer, Bestandsbeschrieb Fritz Bähler, in: Website des gta Archivs / ETH Zürich, April 2016, archiv.gta.arch.ethz.ch/nachlaesse-vorlaesse/fritz-baehler
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Bestand



Der Nachlass von Fritz Bähler umfasst Pläne und vereinzelt Akten zu 277 Bauten und Entwürfen aus dem Zeitraum von 1926 bis 1962 (5 Planschubladen, 1 Archivschachtel).

Weitere Bestände im gta Archiv
  • Diplomarbeit von Fritz Bähler im Bestand Bauschule

Ausgewählte Literatur


  • Robert Landmann, Monte Verità. Die Geschichte eines Berges, Berlin 1930; Neuausg.: Ascona – Monte Verità. Auf der Suche nach dem Paradies, Frauenfeld 2000.
  • Eduard Keller, Ascona. Bau-Buch, Zürich 1934; Faksimile-Ausg. Zürich 2001 mit einem Kommentarheft von Bruno Maurer und Christoph Bignens.
  • Bruno Maurer und Letizia Tedeschi, Carl Weidemeyer 1882–1976. Künstler und Architekt zwischen Worpswede und Ascona, Mailand 2001.
  • Tina Stolz, Mit Rucksack und Hängematte nach Ascona, in: Ferien-Journal Ascona 40 (Juli 1993), Nr. 308, S. 104–107 (zum 95. Geburtstag von Bählers erster Frau Elisabeth Stämpfli).