Hans Marti (1913–1993)

Geb. 11. Juli 1913 in Berlin, gest. 20. Dezember 1993 in Zürich

Aufgewachsen in Rio de Janeiro studierte Hans Marti von 1931 bis 1936 Architektur an der ETH Zürich, unter anderem bei Hans Bernoulli und William Dunkel. Nach dem Diplom bei Otto Rudolf Salvisberg arbeitete er drei Jahre lang bei Hans Hofmann in der Ausführungsplanung der First Church of Christ, Scientist in Zürich. 1939 studierte er zwei Semester Mathematik. 1941 bis 1943 war Marti an der Ausführung der Festungswerke Grimsel beteiligt.

In den Jahren 1944 bis 1945 übernahm er die redaktionelle Arbeit für die im Auftrag des Bundes erfolgte Studie „Die bauliche Sanierung von Hotels und Kurorten“. Als «seine zweiten Planungsversuche» bezeichnete Marti die Arbeit im Zentralbüro für Landesplanung VLP-ASPAN in den Jahren 1946 bis 1947. Dieser Arbeit folgte im gleichen Jahr 1947 die Gründung des eigenes Büros für Raumplanung in Zürich, welches als Marti Partner Architekten und Planer AG bis heute besteht. Bis 1954 arbeitete Hans Marti allein, ab 1955 bis 1958 – als Büro für Raumplanung und Architektur - in Partnerschaft mit Christian Trippel. Ab 1960 respektive 1965 wurden Hans Kast, Jakob Jenny und Georg Schmid seine neuen Partner. 1972 stiess Claude Ruedin als Partner zum Büro. Marti betreute über 80 Orts- und 14 Regionalplanungen, welche zu den Pionierleistungen der Regionalplanung in der Schweiz zählen, unter anderen die Regionalplanungen Solothurn und Umgebung, Wiggertal und Unteres Fricktal, ferner zahlreiche Quartierpläne, Bauordnungen, Gutachten und Bauten (beispielsweise die Satellitenstadt Telli Aarau).

Hans Marti veröffentlichte zahlreiche Artikel zu raumplanerischen Themen in der Neuen Zürcher Zeitung, in der Zeitschrift Plan, sowie in kleineren regionalen und lokalen Blättern. Die Liste seiner Themen umfasst das Hochhaus, Baudichte, Wohnungsbau, Wohnbauförderung, privater und öffentlicher Verkehr, Quartier-, Orts-, Stadtplanung, Bau- und Bodenrecht, Stadterneuerung und das interdisziplinäre Zusammenarbeiten. Von 1949 bis 1962 war er Redaktor der Schweizerischen Bauzeitung SBZ. Seit den 1950er Jahren machte er unermüdlich auf die negativen Auswirkungen des Verkehrs aufmerksam. In den 1960er Jahren folgten heftige Diskussionen über den Strassen- und Nationalstrassenbau und zur Bodenpolitik („Machen Sie diesen Blödsinn nicht“, SBZ, 11.5.1961; „Bodenpreis und Bodenrecht“ NZZ 17.12.1966). Hans Marti war ein begabter Redner und ein unermüdlicher Kämpfer. Mitglied der Freisinnig-demokratischen Partei FDP, suchte er sich für seine planerischen Überzeugungen Bündnispartner über die Parteigrenzen hinweg.

1962 wurde er zum Delegierten für Stadtplanung in Zürich ernannt. In dieser Funktion, die er bis 1968 innehatte, setzte er sich für die Bildung des Stadtplanungsamtes Zürich ein. Durch seine planerische Tätigkeit, seinen Einsatz in Fachvereinigungen wie BSP, ZBV, RZU, SIA, in Eidgenössischen Kommissionen, und durch seine Vortrags- und Lehrtätigkeit trug er wesentlich zur Entwicklung des schweizerischen Planungsrechts bei. Marti war der erste Präsident der Fachgruppe für Raumplanung und Umweltschutz der SIA.

Marta Knieza

Zitierweise: Marta Knieza, Bestandesbeschrieb Hans Marti, in: Website des gta Archivs / ETH Zürich, Juli 2012, archiv.gta.arch.ethz.ch/nachlaesse-vorlaesse/hans-marti
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Bestand



Der Nachlass Hans Martis umfasst Pläne, Berichte, Schriftmaterial, Fotos und Dias zu über 45 Projekten aus den Jahren 1948-2000, sowie Korrespondenzen, Manuskripte, Vorträge, Veröffentlichungen und Sammlungen zu raumplanerischen Themen, ferner eine Bibliothek, Handzeichnungen, Tondokumente, ein Tagebuch. Der Bestand umfasst im Einzelnen:
  • 34 Planrollen, 182 Schachteln mit Akten, Berichten, Plänen, 1 A0 Planschublade
  • 10 Schachteln mit Aufsätzen/Vorträgen (Manu- und Typoskripte), 18 Schachteln mit sachbezogenem Material, 3 Audiodokumente
  • Diasammlung: 3 Hängeregistraturschubladen, objekt- bzw. vortragsbezogen, mit Verzeichnis; 1 Schachtel Fotoabzüge
  • Handzeichnungen: 1 A0-Mappe
  • Biografika
  • Nachlassbibliothek mit 40 Titeln
  • Tagebuch

Komplementäre Unterlagen finden sich im gta Archiv resp. NSL-Archiv in den Beständen Armin Meili, Sigfried Giedion, Hans Schmidt, Otto Senn, Lisbeth Sachs, Albert Heinrich Steiner, Gustav Ammann, Albert Bodmer, Planpartner AG und Planungsgruppe Zürcher Oberland PZO.

Ausgewählte Literatur


  • Hans Marti: Aus der Sicht des Fussgängers, nicht aus dem Helikopter, Kreis 5 Anzeiger, 6.1.1977
  • Peter Haffner: Ein Grüner, der nie in die Landschaft passte, Tages Anzeiger Magazin, 27.11.1982
  • Autobiografische Notizen, 1986: 3 Briefe am Martin Lendi (im Nachlass)
  • Nachruf, Neue Zürcher Zeitung, 23.12.1993
  • Claude Ruedin, Michael Hanak (Hg.): Hans Marti, Pionier der Raumplanung, Zürich 2008