Max Schmuklerski (1905–1995)

Geb. 14. März 1905 in Zürich, gest. 6. Mai 1995 in Zürich

Max Schmuklerski gehört zu den Pionieren der modernen Architektur im Tessin. Seine zwischen 1930 und 1936 in Ascona und Umgebung realisierten Bauten wurden in zeitgenössischen Publikationen wohlwollend besprochen. Weniger bekannt ist, dass er ab Anfang der 1950er Jahre in der Deutschschweiz eine ganze Reihe qualitätsvoller Industriebauten ausführte.

Die Familie von Max Schmuklerski stammte aus Zgierz im heutigen Polen. Der Vater, Moïse Schmuklerski, war 1896 als Kind mit seinen Eltern in die Schweiz eingewandert und etablierte sich in Zürich-Aussersihl als Schürzen- und Hemdenfabrikant. Der Grossonkel Josef gründete das bekannte Haushaltwarengeschäft Schmuklerski an der Badenerstrasse. Sein Onkel war der der bekannte Fotograf Israel Schmuklerski (alias Helmar Lerski).

Max Schmuklerski begann 1923 ein Architekturstudium an der ETH Zürich und diplomierte 1927 bei Karl Moser. Noch als Student errang er 1924 mit einem Ankauf im Wettbewerb für Tapetenentwürfe der renommierten Basler Salubra-Fabrik einen Achtungserfolg. Von 1927 bis 1930 arbeitete er in verschiedenen Büros in Genf, Hamburg und Berlin. In Zürich lernte er die aus Brüssel stammende, in kommunistischen Kreisen verkehrende und später auch in Unterstützungsnetzwerken für Flüchtlinge und Internierte aktive Adrienne Katz kennen. Mit ihr war er von 1931 bis 1936 verheiratet. 1930 zogen sie gemeinsam nach Ascona um, das seit der Jahrhundertwende zu einem Anziehungspunkt für Lebensreformer, Künstler und Intellektuelle von nördlich der Alpen geworden war.

Schon bald erhielt Schmuklerski aus diesen Kreisen erste Aufträge für einfache Ferienhäuser und Villen. Das von ihm neugestaltete Caffè Verbano im Zentrum von Ascona diente den frisch Zugezogenen als Treffpunkt. Für den deutschen Bankier und Kunstsammler Eduard von der Heydt plante er auf dem Monte Verità eine ganze Feriensiedlung. Schmuklerski zufolge entzog ihm dieser aber wegen seiner jüdischen Herkunft und auf Druck der Nationalsozialisten den Auftrag 1934 wieder. Schmuklerskis Hauptwerk aus jener Zeit, das Appartmenthotel Casa Bellaria, war mit seinen kubischen Formen, den dynamisch ausgreifenden Balkonen und dem Flachdach ganz dem Neuen Bauen verpflichtet. Bei anderen Bauten zeigen sich auch regionalistische Einflüsse wie über die gesamte Fassade ziehende hölzerne Balkone oder Sockel und Terrassen aus Bruchsteinmauerwerk.

1934 gehörte Schmuklerski mit anderen aus der Deutschschweiz oder Deutschland stammenden Architekten wie Emil Fahrenkamp, Carl Weidemeyer oder Fritz Bähler zu den Hauptprotagonisten in dem von Eduard Keller herausgegebenen, von Max Bill gestalteten Publikation Ascona. Bau-Buch. Als einer der wenigen verfasste er dafür einen eigenen Beitrag, in dem er ein billiges und trotzdem qualitätsvolles Bauen propagierte. 1936 widmete ihm die Zeitschrift Das Ideale Heim eine Werkübersicht.

Nach der Trennung Adrienne Katz kehrte Schmuklerski nach Zürich zurück. Im November 1936, noch ganz unter den Vorzeichen der grossen Baukrise, gründete er mit dem Bauingenieur Hersch Josselowitsch die Immobilienfirma Gruba AG, der er bis 1948 als Direktor vorstand. Von 1949 bis 1951 war er Chefarchitekt einer Baufirma in Fribourg. Ab 1951 führte er erneut ein eigenes Architekturbüro in Zürich und zeitweise auch Uster. Der Auftrag zur Errichtung eines Fabrikationsgebäudes für die Gewinnung von Milchsäure des neugegründeten Getränkeherstellers Rivella hatte ihm die Möglichkeit dazu eröffnet. Bei dem 1952/53 ausgeführten Rivella-Hauptsitz in Rothrist zeichnete Schmuklerski für das Vorprojekt sowie für das bauliche Schema der Betriebsorganisation verantwortlich. Weitere Industriebauten im Molkereibereich wie die Milchproduktefabrik Cremo im Kanton Freiburg (1965) sowie die Aargauische Zentralmolkerei in Suhr (1970–1973) folgten. Auch die Gestaltung der Schallplattenfirma Turicaphon in Uster (1954) und des Hauptsitzes des Kunststoffherstellers Scobalit in Nürensdorf (1963) stammen von ihm. All diese Gewerbe-und Industriebauten sind architektonisch wie betrieblich sorgfältig durchgearbeitet. Darüber hinaus verfasste Schmuklerski Artikel und Vorträge zur Rolle des Architekten im Industriebau oder zur räumlichen Gestaltung des Betriebsablaufs.

Neben Industriebauten konnte Max Schmuklerski seit Anfang der 1950er Jahre unter anderem auch eine Reihe von privaten Wohnhäusern, Wohnsiedlungen sowie Wohn- und Geschäftshäusern ausführen. Am bekanntesten davon ist ein Wohn- und Geschäftshaus in Effretikon (1962), das zusammen mit dem Bahnhof das neue Zentrum prägt.

Daniel Weiss

Zitierweise: Daniel Weiss, Bestandsbeschrieb Max Schmuklerski, in: Website des gta Archivs / ETH Zürich, September 2021, archiv.gta.arch.ethz.ch/nachlaesse-vorlaesse/max-schmuklerski
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Bestand



Das Nachlassfragment umfasst ein von Schmuklerski selbst zusammengestelltes Album mit Planaufnahmen, Fotografien, Modellfotos und Ausschitten aus Zeitschriften zu rund 25 ausgewählten Bauten und Projekten, wenige lose Einzeldokumente zu einzelnen Bauten, 2 Zeitschriften mit Werkübersichten sowie – nur in digitaler Form (Originale in Familienbesitz) – einige biographische Materialien und Portraitaufnahmen.


Ausgewählte Literatur



Eigene Schriften
  • Zum Zürcher Synagogenbau-Wettbewerb, in: Jüdische Pressezentrale Zürich 13 (1930), Nr. 606, S. 3–4.
  • Zum 75. Jubiläum der E.T.H. Zürich, in: Jüdische Pressezentrale Zürich 13 (1930), Nr. 620, S. 1–3.
  • Casa Bellaria, in: Der Baumeister 30 (1932), Nr. 6, S. 209–211.
  • Billiges Bauen, in: Eduard Keller (Hg.), Ascona. Bau-Buch, Zürich 1934 (Faksimile mit Kommentarband: Zürich 2001), S. 104–105.
  • Max Schmuklerski, in: Keller 1934 (s. o.), S. 106–108 (Werkübersicht).
  • Organisation des Betriebsablaufs [der Rivella-Fabrikanlage in Rothrist], in: Bauen + Wohnen 8 (1954), Nr. 4, S. 249–250.
  • Bauen in Ascona. Max Schmuklerski Architekt, Ascona, in: Das Ideale Heim 10 (1936), Nr. 9, S. 329–338 (Werkübersicht).
  • Bauprobleme im Betrieb, in: Schweizerische Bauzeitung 72 (1954), Nr. 22, S. 328 (Besprechung eines Vortrags von Schmuklerski vor dem Efficiency Club Zürich).

Sekundärliteratur
  • Bruno Maurer, Carl Weidemeyer und «die Rationalisten von Ascona», in: Carl Weidemeyer 1882–1976. Künstler und Architekt zwischen Worpswede und Ascona, Mendrisio 2001, S. 135-157, insbes. S. 152–153.
  • Raymond Naef, Monte Verità, in: ders., Eine kleine Ungarin, erg. Neuaufl., Zürich 2016, S. 57.