Metron AG: Bibliothek

Metron ist ein schweizerisches Planungskollektiv, das seit den 1960er Jahren auf allen Feldern der Raum-, Siedlungs- und Verkehrsplanung aktiv ist.

Die Planungsfirma Metron ging 1965 aus dem Zusammenschluss vier kleiner Büros hervor, zunächst an den Standorten in Aarau, Brugg und Niederlenz. Gründer waren die Architekten Alexander Henz und Hans Rusterholz, der Ingenieur Hans-Rudolf Henz, der Geometer Walter Geiser und der Soziologe Wilhelm Vogt. Diese und befreundete Aargauer Planer hatten seit Beginn der 1960er Jahre quasi am Stubentisch versucht, Lösungen für drängende Planungsfragen wie Verkehr, Siedlung in der entstehenden Agglomeration und neue Wohn- und Arbeitsformen zu finden.

Innovativ war bereits die gewählte Rechtsform einer Holding. Die einzelnen Fachbereiche waren selbständige Firmen und mussten selbständig Aufträge akquirieren. Ein erstes Selbstverwaltungsmodell wurde 1974 eingeführt, über das ungewöhnliche Instrument einer Stiftung mit Mehrheitsbeteiligung innerhalb einer Aktiengesellschaft. Das Stimmrecht der Stiftung wird durch die Mitarbeiterinneninnen und Mitarbeiter der Firma ausgeübt.

Die Metron AG entwickelte sich durch verschiedene Transformationsprozesse als fortschrittliches Unternehmen, das einerseits verschiedene Forderungen der Neuen Linken von 1968 wie die Förderung von Chancengleichheit von Mann und Frau oder partizipative Arbeits- und Planungsmodelle umsetzte, anderseits auch stets gewinnorientiert arbeitete. Bis in die 1980er Jahre dominierten soziologische Aspekte und damit verbundene, damals wegweisende Datenauswertungsverfahren neben den erwähnten partizipativen Aspekten die Planungen.

Der zentrale Grundsatz der Interdisziplinarität war bis 1982 besonders im Bereich Planungsgrundlagen repräsentiert. Bereits 1963 hatten die Metron-Gründer sich zu einer «Arbeitsgruppe für die Beschaffung von Planungsgrundlagen» zusammengeschlossen und dem Kanton Aargau die Erarbeitung umfassender Planungsgrundlagen angeboten. Die Arbeitsgruppe übernahm in der Folge die vielbeachtete Gesamtplanung der Stadt Baden, zusammen mit den Zürcher Planern Hans Litz und Hans Barbe. Metron wurde damit im Agglomerationskanton Aargau zu einem wichtigen Vorreiter, zusammen etwa mit dem Büro Marti + Kast, das einen ähnlichen Mix von architektonischen Projekten, Orts-, Regional- und Verkehrsplanungen pflegte.

Die Verzahnung von Grundlagenbeschaffung mit Projektierungen – in der Raum- und Verkehrsplanung die Regel – wurde bei Metron auch bei architektonischen Planungen angewendet. Einen Schwerpunkt bildete hier der Wohnungsbau, verbunden mit der Wohnforschung. Erfahrungen und Kooperationen seit den Anfängen in den 1960er Jahren flossen beispielsweise ab 1980 in die Lehre und Forschung des Wohnforums an der ETH Zürich ein, das von den ehemaligen Metron-Mitarbeitern Alexander Henz und Susanne Gysi 1990 mitgegründet wurde.

Ausgehend von der Region Baden–Brugg–Aarau dehnte sich der Aktionsradius von Metron rasch auf das ganze Schweizer Mittelland zwischen Bern, Basel und Zürich aus. Die Palette reicht hier von der Planung von Einfamilienhäusern, Schul- und Spitalbauten sowie Siedlungen über Verkehrs- und Umweltkonzepte bis zu Arealumnutzungen und zur Überarbeitung von Planungsgesetzen. Ein besonders gewichtiges Projekt war die von 1967 bis 2000 dauernde Regionalplanung Grenchen, Büren und oberer Bucheggberg, für die Metron zeitweilig ein eigenes Büro in Grenchen betrieb. Darüber hinaus realisierte die Firma Projekte in Deutschland (u. a. Flächennutzungsplan Freiburg im Breisgau, 2001–2002) und Österreich (u. a. Stadtentwicklungsplanung Bregenz, ab 1968). In Tunesien plante und baute Metron von 1976 bis 1978 die Technische Universität Monastir.

Die Firma Metron arbeitete 2019 an den Standorten Brugg und Bern mit etwas über 130 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den Bereichen Architektur, Raumentwicklung, Verkehr, Landschaft, Städtebau, strategische Planung und (Planungs-)Prozesse.

Alex Winiger

Zitierweise: Alex Winiger, Bestandsbeschrieb Metron-Bibliothek, in: Website des gta Archivs / ETH Zürich, März 2017, archiv.gta.arch.ethz.ch/nachlaesse-vorlaesse/metron-bibliothek
© gta Archiv / ETH Zürich und der Autor, alle Rechte bleiben vorbehalten. Dieses Werk darf für nichtkommerzielle, pädagogische Zwecke kopiert und weiterverbreitet werden, wenn die Erlaubnis des Autors und der Inhaber der Nutzungsrechte erteilt ist. Für die Genehmigung wenden Sie sich bitte an das gta Archiv.


Bestand


  • 35 Laufmeter Bücher, graue Literatur und Dokumentationen, grösstenteils in Swisscovery SLSP erschlossen
  • Karteien (Zettelkasten), die die Originalaufstellung der Bibliothek dokumentieren

Unterlagen in weiteren Beständen des gta Archivs

In anderen Archiven
  • Die Planungsunterlagen befinden sich weiterhin bei Metron in Brugg.


Ausgewählte Literatur



Eigene Schriften
  • Wilhelm Vogt, Walter Geiser, Alexander Henz und Hans Rusterholz, Kanton Aargau. Gesamtkonzeption für die Beschaffung von Planungsgrundlagen. Vorschlag, 1964.
  • Hans Litz, Hans Barbe, Wilhelm Vogt, Alexander Henz, Hans-Rudolf Henz und Hans Rusterholz, Gesamtplanung Stadt Baden, 1965, in: Werk 52 (1965), Nr. 11, S. 87–92.
  • Alexander Henz, Wilhelm Vogt und Uwe Wullkopf, Miete und Einkommen. Eine empirische Untersuchung der Wohnverhältnisse im Raum Bern–Biel, 1967.
  • Wilhelm Vogt, Der Beitrag der Soziologie zur Bau- und Siedlungsplanung, in: Bauen + Wohnen 21 (1967), Nr. 11, S. 418–419.
  • Alexander Henz, Planung und Realisierung eines Einkaufszentrums in der Innenstadt. Was können wir aus dem Sanierungsbeispiel von Baden lernen?, in: Plan 31 (1974), Nr. 7/8, S. 15–19.
  • Ellen Meyrat-Schlee und Paul Willimann, Gemeinsam planen und bauen. Handbuch für Bewohnermitwirkung bei Gruppenbebauungen, 1981.
  • Metron-Themenhefte, seit 1985.
  • Hans Rusterholz und Otto Scherrer, Aus Fabriken werden Wohnungen, 1988.
  • Chancengleichheit in der Metron, Schlussbericht der betriebsinternen Arbeitsgruppe, Brugg 1991.
  • Otto Scherrer und Rudolf Schilling, Die Erneuerung von Grosssiedlungen, 1991.

Sekundärliteratur
  • R[udolf] [Sch]illing, Das Planungswunder von Baden, in: Neue Zürcher Zeitung, 13. April 1969, S. 23.
  • Toni Holenweger und Stephan Mäder, Inseln der Zukunft? Selbstverwaltung in der Schweiz, Zürich 1979.
  • Felix Kuhn und Toni Fässler, Neuere Entwicklungen im Siedlungsbau der Metron, in: archithese 15 (1985), Nr. 2, S. 18–32.
  • Daniel Kurz, Bruno Maurer, Werner Oechslin und Ruedi Weidmann (Hg.), Metron. Planen und Bauen 1965–2003, Zürich 2003.
  • Werner Huber, Hans Rusterholz, Mitbegründer von Metron, ist gestorben, Hochparterre, 3. Juni 2015.