Werner Max Moser (1896–1970)

Geb. 16. Juli 1896 in Karlsruhe, gest. 19. August 1970 in Zürich

Werner M. Moser studierte an der ETH Zürich von 1916 bis 1921 Architektur. 1920 absolvierte er ein Gastsemester an der TH Stuttgart bei Paul Bonatz, Adolf Abel und Ernst Fiechter. 1921 diplomierte er bei seinem Vater Karl Moser mit dem Projekt für eine Markthalle in Zürich-Oerlikon. Danach ging er nach Rotterdam in das Büro von Granpré Molière, Verhagen und Kok. Zwischen 1923 und 1926 arbeitete er in den USA, wo er in den Büros von Frank Lloyd Wright (Spring Green und Los Angeles), Schmidt, Garden & Martin (Chicago) und Drake Brothers (Evanston) Anstellungen fand.

Nach seiner Rückkehr in die Schweiz beteiligte Moser sich an der Kollektivgruppe Schweizer Architekten, die an der Werkbundausstellung in Stuttgart 1927 Mustereinrichtungen im Apartmenthaus von Ludwig Mies van der Rohe verantwortete. 1928 war er Gründungsmitglied der Congrès Internationaux d’Architecture Moderne (CIAM) in La Sarraz. Mit seinen späteren Partnern Max Ernst Haefeli und Rudolf Steiger sowie weiteren Protagonisten des Neuen Bauens in der Schweiz war er Mitglied der Architektengruppe, die von 1928 bis 1932 in Zürich-Wollishofen die Werkbundsiedlung Neubühl plante. In dieser Periode realisierte Moser in Frankfurt am Main auch das Altersheim der Henry und Emma Budge-Stiftung (1928–1930, mit Mart Stam und Ferdinand Kramer) sowie mit den drei Zürcher Privathäusern Villa Hagmann, Doppelhaus Moser/Guggenbühl und Villa Fleiner exemplarische Werke des Neuen Bauens in der Schweiz.

1931 gründete er zusammen mit Sigfried Giedion und Rudolf Graber die Wohnbedarf AG in Zürich, zu deren Sortiment er zahlreiche Typenmöbel beisteuerte. In den 1930er Jahren wirkte er an städtebauliche Studien der Zürcher CIAM-Gruppe mit sowie an bedeutenden Ausstellungen zum modernen Schulbau (Das Kind und sein Schulhaus, 1933) und zur modernen Badekultur (Das Bad von heute und gestern, 1934/35) im Kunstgewerbemuseum Zürich. Mit Max Ernst Haefeli nahm er im selben Jahr erfolgreich am Wettbewerb für das Freibad Allenmoos in Zürich (realisiert 1938/39) teil; das erste «Parkbad» der Schweiz (mit dem Gartenarchitekten Gustav Ammann) war Vorbild für viele spätere Freiluftbäder im Land.

1936 beteiligte sich Moser zusammen mit Haefeli und Rudolf Steiger am Wettbewerb für das Kongresshaus Zürich. Der 1. Preis führte zur Gründung der Bürogemeinschaft Haefeli Moser Steiger (HMS). Das Kongresshaus gilt als Schlüsselbau der modernen Schweizer Architektur. 1938/39 im Zusammenhang mit der Schweizerischen Landesausstellung in Zürich realisiert, wies es Merkmale der modernen Architektur wie Raumdurchdringung und Transparenz auf, zugleich bewirkte die opulente Dekoration einen festlichen Charakter und damit eine hohe Akzeptanz beim Publikum. Wie beim Kongresshaus mit dem Einbezug der historistischen Tonhalle zeugt das von Moser realisierte evangelisch-reformierte Kirchenzentrum in Zürich-Altstetten (1937–1942) von einem subtilen Umgang mit der historischen Substanz. Eine Fortsetzung dieses Weges zeigt das teils unter kriegswirtschaftlichen Bedingungen erstellte Kantonsspital (heute Universitätsspital) Zürich (HMS in Architektengemeinschaft für das Kantonsspitalprojekt Zürich, AKZ, 1938–1953). Die riesige Baumasse wird in zahlreiche, um eine englische Parkanlage gruppierte, kleinteilig detaillierte Trakte aufgegliedert.

Ein Schwerpunkt im Spätwerk der Firma ist der Bürobau. Das Geschäftshaus «Zur Palme» (HMS mit André M. Studer, 1959–1964), ein 14-geschossiges, aus einem Gebäudesockel herausragendes Hochhaus, ist der markanteste Zeuge der City-Bildung in Zürich und städtebaulich ein Gegenentwurf zu den vorherrschenden Blockrandbebauungen. Das Büro HMS, das wie kein anderes den spezifischen Weg der modernen Schweizer Architektur repräsentiert, bestand nach Mosers Tod noch bis 1975. Sein Erfolg lag darin begründet, dass die unterschiedlichen Talente in einer idealen, auf Freundschaften basierenden Teamarbeit zur Wirkung kamen. Moser wurde erst spät in seiner Karriere Professor an der ETH Zürich (1958–1963). Er setzte aber entscheidende Akzente bei der Reorganisation und Internationalisierung der Architekturabteilung (Einführung eines Grundkurses und von Nachdiplomstudiengängen). 1958 wurde ihm von der TH Stuttgart die Ehrendoktorwürde verliehen.

Bruno Maurer

Zitierweise: Bruno Maurer, Bestandsbeschrieb Werner M. Moser, in: Website des gta Archivs / ETH Zürich, Januar 2018, archiv.gta.arch.ethz.ch/nachlaesse-vorlaesse/werner-max-moser
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Bestand



19 Regallaufmeter, 4 Hängeregisterschränke:
  • Dokumentationen zu Themen wie Städtebau, Schulbau, Hochhaus, Architektenausbildung etc.
  • Personenbezogene Dokumentationen und Korrespondenzen, darunter eine umfangreiche Fotosammlung zu Frank Lloyd Wright
  • Unterlagen zu Referaten
  • Unterlagen zur Lehre an der ETH Zürich
  • Studienreisen
  • Verbände und Arbeitsgruppen
  • Gutachten und Preisgerichte
  • Biografika
  • Bibliothek (ca. 1,7 Laufmeter)

Die Unterlagen zu den Bauten Werner M. Mosers befinden sich im Bestand Haefeli Moser Steiger (HMS) des gta Archivs.


Ausgewählte Literatur



Eigene Schriften
  • Zusammen mit Willy von Gonzenbach und Willi Schohaus, Das Kind und sein Schulhaus. Ein Beitrag zur Reform des Schulhausbaues, Zürich 1933.
  • Frank Lloyd Wright. Sechzig Jahre lebendige Architektur, Winterthur 1952.
  • Gedanken über die Schweizer Architektur von 1916–1958, in: Arbeitsberichte der Architekturabteilung der Eidgenössischen Technischen Hochschule 1916–1956, Zürich 1971, S. 13–15.

Sekundärliteratur
  • Hans Christoph von Tavel (Hg.), Künstler-Lexikon der Schweiz. XX. Jahrhundert, Bd. 2, Frauenfeld 1967, S. 667–668.
  • Kunstgewerbemuseum der Stadt Zürich (Hg.), Um 1930 in Zürich – Neues Denken, Neues Wohnen, Neues Bauen, Zürich 1977.
  • archithese 10 (1980), Nr. 2: Haefeli Moser Steiger.
  • Friederike Mehlau Wiebking, Arthur Rüegg und Ruggero Tropeano, Schweizer Typenmöbel 1925–1935. Sigfried Giedion und die Wohnbedarf AG, Zürich 1989.
  • Ueli Marbach und Arthur Rüegg, Werkbundsiedlung Neubühl in Zürich-Wollishofen 1928–1932. Ihre Entstehung und Erneuerung, Zürich 1990.
  • J. Christoph Bürkle, Moser, Werner Max, in: Isabelle Rucki und Dorothee Huber (Hg.), Schweizer Architektenlexikon. 19./20. Jahrhundert, Basel/Boston/Berlin 1998, S. 388–389.
  • Sonja Hildebrand, Bruno Maurer und Werner Oechslin (Hg.), Haefeli Moser Steiger. Die Architekten der Schweizer Moderne, Zürich 2007 (mit Gesamtkatalog von Monika Isler und David Wyss).
  • Arthur Rüegg und Reto Gadola (Hg.), Kongresshaus Zürich 1937–1939. Moderne Raumkultur, Zürich 2007.
  • Silvio Schmid und Arthur Rüegg, Evangelisch-reformiertes Kirchenzentrum Altstetten. Erneuerung und Erweiterung, Zürich 2012.